Ostern – und ein Text des großen Karl Rahner:
Wenn ich den ganzen, den alles andere bezwingenden Osterglauben hätte! Dann würde ich spüren, dass ich gar nicht falle, wenn ich die innere Angst um mich und den Erfolg meiner Sendung aufgäbe; gar nicht verzweifelt bin, wenn ich endlich verzweifelt wäre an mir und meiner Kraft.
Dann würde ich plötzlich – wie durch ein Wunder, das täglich neu geschehen muss merken, dass Er bei mir ist. Er, der Auferstandene. Dann würde ich innewerden, dass ich Ihn gar nicht erst im Himmel suchen muss, weil Er in mir lebt. Dann würde ich erfahren, dass ich nicht genug lebe (obwohl ich es könnte) aus der schon gewandelten Mitte meines Herzens, dass ich – nicht Er – mir ferne bin. Wenn ich den ganzen Osterglauben hätte!
aus: Meine Nacht kennt keine Finsternis: die Feier der Karwoche und Osterzeit, 1993
Zwei Gedanken zum Neuen Jahr:
Ich habe mich nicht selbst entworfen und ins Dasein gerufen,
sondern bin mit mir beschenkt
und empfange mein Dasein jeden Augenblick
als Gabe neu.
Br. Benedikt W. Traut (1934-2015).
Er war Künstler und externer Ordensmann der Comm. Christusbruderschaft Selbitz
Gott hört nie auf zu geben.
Lasst uns nie aufhören zu empfangen.
Teresa de Ávila
Aus Anlass seines Todes am 9. September 2016
ein Gebet von Jörg Zink:
Ewiger, heiliger,
geheimnisreicher Gott.
Ich komme zu dir.
Ich möchte dich hören,
dir antworten.
Vertrauen möchte ich dir
und dich lieben,
dich und alle deine Geschöpfe.
Dir in die Hände
lege ich Sorge,
Zweifel, Angst.
Ich bringe keinen Glauben
und habe keinen Frieden.
Nimm mich auf.
Sei bei mir,
damit ich bei dir bin,
Tag um Tag.
Führe mich,
damit ich dich finde
und deine Barmherzigkeit.
Dir will ich gehören,
dir will ich danken,
dich will ich rühmen.
Herr, mein Gott.
aus: Wie wir beten können, 20. Aufl. 2002, S. 11
Nicht nur, aber auch im Advent und zu Weihnachten:
vielleicht muss man so viel platz machen
so sehr sich selbst wegräumen
dass der herr platz bekommt
zum erscheinen
da muss man hauchdünn werden
durch eine elefantenhaut
kann der herr nicht hindurchscheinen
Wilhelm Willms
Ich verliere mich
im Dschungel der Wörter
finde mich wieder
im Wunder
des Wortes.
Rose Ausländer
Worte eines alten Kirchenvaters, die uns gestern als Einleitung zu einem Bibliolog dienten:
Entdecke
im Wort Gottes
das Herz Gottes.
Es sind keine Sachmitteilungen,
die hier gegeben werden,
sondern
lebenspendendes Wort.
Lassen wir uns anrühren
und verwandeln,
denn im Wort
wurde alles erschaffen.
In ihm wollen wir uns
jetzt bewegen
und bewegen lassen.
Denn im Lesen und Hören
wird der Text,
wird der Leser und der Hörer
neu geschaffen.
Gregor der Große (gest. 604)
(gefunden in TeDeum, 22. August 2015)
In Taizé wird in diesen Tagen im August des Todes von Frère Roger vor 10 Jahren gedacht.
Roger Louis Schutz-Marsauche wurde im Mai vor 100 Jahren in Neuchâtel in der französischsprachigen Schweiz geboren.
Als etwas wie eine Grundberufung hat er oft erzählt von einem Gedanken, der ihn als Student traf und nie wieder losließ.
Es ist der Grundgedanke der Communauté de Taizé und seine Geltung reicht weit darüber hinaus:
Warum dieses gegenseitige Sichbekämpfen unter den Menschen und selbst unter den Christen? Warum diese Verurteilungen, ohne Einspruch zuzulassen? Und ich frage mich: Gibt es auf unserer Erde einen Weg, der so weit führt, alles vom anderen zu verstehen?
Ich sagte mir: Wenn es diesen Weg gibt, beginne bei dir selbst und engagiere dich selbst, um alles von jedem Menschen zu verstehen. An diesem Tag hatte ich die Gewissheit, dass dieser Entschluss endgültig sei und bis zum Tod gelten würde.
31. Juli 1491 – Ignatius von Loyola wurde geboren. Darum heute zwei Zitate von ihm:
Nicht das Vielwissen sättigt und befriedigt die Seele,
sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge
von innen her. (EB 2)
(Solches Verspüren und Verkosten ist auch das Ziel der Ignatianischen Schriftbetrachtung.)
Geordnete äußere Erholung ist auch Gebet.
(aus einem Brief)
Peter Pitzele darüber, wie ein Bibliolog sein sollte:
IF GOD IS WATCHING US, THE LEAST WE CAN DO,
IS TO BE ENTERTAINING!
Das sprach mir aus dem Herzen:
Manchmal
träume ich davon
dass ich nicht immer
nur blühen muss
sondern Zeit
und Ruhe habe
um Kraft für neue Triebe
zu sammeln.
Andrea Schwarz
Teresa de Ávila: aus Anlass ihres 500. Geburtstages am 28. März 2015 eines ihrer Gedichte:
GOTT SPRICHT…
O Seele, suche dich in Mir,
und, Seele, suche Mich in dir.
Die Liebe hat in meinem Wesen
dich abgebildet, treu und klar;
kein Maler lässt so wunderbar,
o Seele, deine Züge lesen.
Hat doch die Liebe dich erkoren
als meines Herzens schönste Zier;
bist du verirrt, bist du verloren,
o Seele, suche dich in Mir.
In meines Herzens Tiefe trage
Ich dein Porträt, so echt gemalt;
sähst du, wie es vor Leben strahlt,
verstummte jede bange Frage.
Und wenn dein Sehnen Mich nicht findet,
dann such nicht dort und such nicht hier;
gedenk, was dich im Tiefsten bindet,
und, Seele, suche Mich in dir.
Du bist mein Haus und meine Bleibe,
bist meine Heimat für und für;
Ich klopfe stets an deine Tür,
dass dich kein Trachten von Mir treibe.
Und meinst du, Ich sei fern von hier,
dann ruf Mich, und du wirst erfassen,
dass Ich dich keinen Schritt verlassen:
und, Seele, suche Mich in dir.
(Übersetzung aus dem Spanischen von Erika Lorenz)