Unerwartet schwer getan habe ich mich mit der Entscheidung, womit ich diese Reihe eröffnen soll – und habe mich für das Buch einer Geschichtenerzählerin entschieden:

AUS LIEBE ZUM LEBEN – GESCHICHTEN, DIE DER SEELE GUTTUN
VON RACHEL NAOMI REMEN
, ARBOR-VERLAG 2013.

 

Rachel Naomi Remen ist eine US-amerikanische Ärztin und Professorin für Integrative Medicine an der Universität San Francisco und arbeitet bei Commonweal mit Krebspatienten.

Bekannt geworden ist sie in den USA und auch bei uns mit Geschichten. Es sind berührende Geschichten von Begebenheiten aus ihrer Familie oder Begegnungen bei der Arbeit; Geschichten, die von Ermutigung und innerem Heilwerden erzählen. Eher leise Töne, nachdenklich und wahrhaftig. Ihre Geschichten wollen aufdecken und weitergeben, was Rachel Naomi Remen „blessing“ nennt, Segnung, Segen, Zuspruch, Ermutigung, gute Wahrheit. Diese guten Wahrheiten sind die Grundlage für Lebensmut, Selbstvertrauen, Kreativität – und wir haben sie in unserem Leben. Remens Geschichten sind Beispiele für solche Segnungen und ermutigen, danach auch im eigenen Leben Ausschau zu halten.

Den meisten von uns sind sehr viel mehr Segnungen zuteil geworden, als wir wirklich empfangen haben. Wir nehmen uns nicht die Zeit, uns segnen zu lassen, oder wir schaffen keinen Raum dafür. Manchmal haben wir unser Leben derart mit anderen Dingen vollgestopft, dass einfach kein Platz mehr bleibt, unsere Segnungen auch aufzunehmen. Eine meiner Patientinnen erzählte mir einmal, dass sie geradezu bildlich vor sich sehe, wie wir alle – manchmal für Jahre – von unseren Segnungen umgeben sind, die uns wie Flugzeuge in der Warteschleife eines Flughafens umkreisen, ohne ein Fenster für die Landung zu finden. Sie warten auf einen Moment unserer Zeit, einen Augenblick der Aufmerksamkeit. (S. 25)

Von diesen Momenten der Aufmerksamkeit für eine Segnung erzählen ihre Geschichten: Erinnerungen an ihren Großvater, an Patienten und ihre Familien, Erfahrungen mit Gruppen bei der Arbeit und Gedanken über das eigene Familienerbe. All das erzählt Remen in ihren Geschichten, denn

„Eine gute Geschichte ist wie ein Kompass, sie weist auf etwas Unwandelbares hin und sie lädt uns ein, nachzudenken und uns ein wenig anders durch unsere Welt zu bewegen…“